Äthiopien - Compassion Schweiz

Compassion in Äthiopien

 Die Arbeit von Compassion in Äthiopien begann 1993. Heute besuchen dort
136'000 Kinder 590 Compassion-Kinderzentren, die von einheimischen christlichen Gemeinden
und Kirchen geführt werden.

  • Geschichte

    Äthiopien ist das älteste unabhängige Land in Afrika und eines der ältesten der Welt. Herodot, der griechische Historiker des 5. Jahrhunderts v. Chr., beschreibt das antike Äthiopien in seinen Schriften. Das Alte Testament der Bibel berichtet vom Besuch der Königin von Saba in Jerusalem. Der Legende nach gründete Menelik I., Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, das Äthiopische Reich. Missionare aus Ägypten und Syrien führten den christlichen Glauben im 4. Jahrhundert ein. In der Folge des Aufstiegs des Islam im 7. Jahrhundert, wurde Äthiopien zunehmend von der europäischen Christenheit abgeschnitten.

    Bis zum 20. Jahrhundert bekannt als Abessinien, wurde Äthiopien in den ersten Jahrhunderten von dem mächtigen Königreich Aksum regiert. Im 15. Jahrhundert setzte sich ein koptisch-christliches Reich mit einem absolutistischen Monarchen durch. Nach dem 15. Jahrhundert zerteilte sich Äthiopien in mehrere kleinere Königreiche, die in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts von Menelik II. wiedervereinigt wurden. Kaiser Haile Selassie bestieg 1931 den äthiopischen Thron. 1974 wurde er seines Amtes enthoben und ein sozialistischer Staat unter Mengistu Haile Mariam gegründet. Ein Jahr später wurde die Monarchie offiziell abgeschafft und Äthiopien zur Republik erklärt. Es folgte eine landesweite Bodenreform und Jahre des politischen Terrors. Mengistu wurde 1991 von der Ethiopian People's Revolutionary Democratic Front (EPRDF) gestürzt, welche die Regierung übernahm.

    Die Verfassung der neuen Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien wurde Ende 1994 verabschiedet. 1995 fanden Wahlen zum ersten, von der Bevölkerung gewählten nationalen Parlament statt. Die meisten Oppositionsparteien entschieden sich zum Boykott der Wahlen, was zu einem Erdrutschsieg der EPRDF führte. Internationale und unabhängige Beobachter sagten jedoch, dass den Oppositionsparteien durchaus die Teilnahme an der Wahl möglich gewesen wäre. Die neue Regierung Äthiopiens wurde mit Meles Zenawi als Premierminister eingesetzt. Dieses Amt bekleidete Zenawi bis zu seinem Tod im August 2012. Seitdem leitet Hailemariam Dessalegn die Geschicke des Landes. Er möchte die Politik Zenawis fortführen, im Sinne einer staatlich gelenkten Modernisierung.

  • Bildung

    Das typische Schuljahr dauert von September bis Juni. Staatliche Bildung ist von der Grund- bis zur Hochschule kostenlos.

    Seit dem 4. Jahrhundert, als das Christentum ins Land gebracht wurde, war die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche traditionell das Zentrum der Bildung. In der Tat war die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben auf Angehörige der Kirche begrenzt, bis Menelik II. vor ungefähr einem Jahrhundert ein modernes Bildungssystem einführte.

    Lange Zeit bediente das Bildungssystem die Bedürfnisse des Staatsdienstes und der Bürokratie und beachtete die Entwicklung beruflicher Fähigkeiten gar nicht oder nur unzureichend. Diese Sichtweise führte zu einer verzehrten Wahrnehmung von Bildung und stärkte die ablehnende Haltung der Gesellschaft gegenüber Handwerkern und qualifizierten Kräften. Die Gesellschaft schaut auf erstere herab. Die generelle Haltung ist die, dass ein ausgebildeter Mensch einen Bürojob haben müsse. Bildung wird als ein Mittel angesehen, gravierende Armut zu überwinden und einfacher Handarbeit aus dem Weg gehen zu können. Die Gemeinden setzen die Regierung unter Druck, weitere Schulen zu bauen.

    Laut Regierung erreicht die Schulbildung inzwischen über 60 Prozent. Leider wird das äthiopische Bildungssystem durch verschiedene Faktoren belastet. So gibt es einen hohen Prozentsatz an Kindern, die nicht zur Schule gehen, hohe Raten von Schulabbrechern sowie einen niedrigen Schulbesuch von Mädchen. Darüber hinaus zählt Äthiopien einen hohen Anteil an unausgebildeten Arbeitslosen: Menschen, die aufgrund der Versäumnisse des Lehrplans keine Fähigkeiten ausbilden konnten, die in der Wirtschaft zählen.

  • Religion

    Religion stellt ein wichtiges und breit akzeptiertes Element des täglichen Lebens in Äthiopien dar. Sogar die Sprache enthält zahlreiche Bezüge zu Gott.

    Im Gebiet des Zentralplateaus dominiert die Äthiopisch-orthodoxe Kirche. Priester und Diakone präsentieren sich in ihren bunten Roben und tragen ihre Bischofsstäbe und Kreuze, welche die Menschen im Vorbeiziehen küssen. Das Christentum kam in der späten Antike nach Äthiopien und wurde im 14. Jahrhundert zur offiziellen Religion. Die Orthodoxe Kirche hat viele Verbindungen zum Judentum.

    Auch der Islam ist in vielen Teilen Äthiopiens stark vertreten und existierte seit jeher friedlich neben dem Christentum. Die Stadt Harar im Osten des Landes ist offiziell die viertheiligste Stätte der Muslime weltweit. In den Tieflandgebieten sind animistische und heidnische Religionen unter Volksstämmen zu finden, die in einfachen Gemeinschaften leben.

    Die Verfassung garantiert Religionsfreiheit und die Regierung respektiert dieses Recht für gewöhnlich in der Praxis, obwohl es die Autoritäten bei entsprechenden Anlässen zuweilen auch verletzen. Die Regierung erkennt offiziell christliche und muslimische Feiertage an. Sie verordnet an Freitagen eine zweistündige Mittagspause, um Muslimen den Besuch der Moschee zum Gebet zu ermöglichen.

  • Kunst und Musik

    Traditionelle äthiopische Kunst, wie die Malerei, ist ein Ausdruck der Religion, besonders angelehnt an das griechisch-orthodoxe Christentum. Die Gemälde folgen einem mittelalterlichen Stil; Menschen werden mit langen, mandelförmigen Augen abgebildet.

    Äthiopien hat eine lange Musiktradition. Populäre Musik wird gespielt, aber die meisten Musiker singen auch traditionelle Lieder. Oft entscheiden sich die Zuhörer für beides, populäre und traditionelle Stilrichtungen. Äthiopische Musik bedient sich eines einzigartigen Modalsystems, das pentatonisch ist mit charakteristisch langen Intervallen zwischen einigen Noten. Dies bringt eine etwas „unfertige“ und vorgreifende Atmosphäre in der Musik hervor. Zu den volksmusikalischen Instrumenten zählen masenqo (Geige), washint (Flöte), kebero (Trommel) und krar (Leier).

  • Feiertage und Feste

    Äthiopischer Neujahrstag, 11. September
    Tag der Arbeit, 1. Mai
    Tag des Sieges, 28. Mai: Gefeiert als Sieg der gegenwärtigen Regierung und zur Erinnerung an den Sturz der Diktatur des Derg.
    Christliche Feste umfassen Maskal, das "Fest des Findens des Wahren Kreuzes"; Weihnachten; Timkat oder Epiphanias, und Karfreitag gemäss des koptischen Kalenders. Weihnachten ist in Äthiopien vor allem ein religiöses Fest.
    Muslimische Feste: Das grösste muslimische Fest des Jahres ist Id al Fitr, das Ende des Fastenmonats Ramadan.
    Id al Adha ist das muslimische Opferfest.

  • Sport und Freizeit

    Die Äthiopier haben Spass an Fussball, Volleyball und Basketball. Immer wieder für Aufsehen sorgen Äthiopiens Läufer, wie zum Beispiel Olympiasieger Haile Gebrselassie.

  • Landesübliche Speisen

    In Äthiopien ist das Hauptnahrungsmittel Injera, ein schwammiges Brot, das aus einer besonderen Frucht namens Teff gemacht wird, die nur in Äthiopien angebaut wird. Injera wird in einem Tongefäss gebacken und mit einer Sosse aus Fleisch, Körnern, Bohnen oder Gemüse gegessen. Das folgende Rezept für Misir Wat wird mit Injera serviert, das man auf äthiopischen Märkten oder in Restaurants bekommt. Um Injera selbst zuzubereiten, sucht man am besten ein Rezept im Internet. Teff gibt es in der Getreideabteilung von Reformhäusern zu kaufen.

    Misir Wat
    2 Tassen Linsen
    6 Tassen Wasser
    2 Tassen geschnittene rote Zwiebeln
    2 Tb. Öl
    1 Tb. Ingwer
    1 TL Knoblauch
    1/4 TL Pfeffer
    4 grüne Chilis
    Salz nach Geschmack

    Linsen waschen und 5 Minuten in Wasser kochen. Zwiebeln in Öl braten, vorsichtig umrühren, sodass die Zwiebeln nicht braun werden. Linsen vom Herd nehmen, abgiessen und das Wasser auffangen. Linsen zu den Zwiebeln geben. Wasser hinzufügen und dabei rühren, damit die Mischung nicht am Boden anbackt. Ingwer, Knoblauch, Pfeffer, Chilis und Salz zugeben und 20 Minuten köcheln lassen. Das Rezept reicht für 6 Personen.

  • Begrüssungen

    Begrüssung auf Amharisch
    Tena Yistillin (Willkommen)

    Das Wort „Tena" bedeutet „Gesundheit“. Wörtlich übersetzt heisst es: „Mögest du Gesundheit haben.“ Indirekt bedeutet es: „Möge Gott dir Gesundheit schenken.“ Als Antwort erwidert man: „Egziabeher Yimesgen. Dehena Negne.“ Das bedeutet: „Gepriesen sei Gott, mir geht es gut.“

Fakten zu Äthiopien

Bevölkerung 123 Millionen
Hauptstadt Addis Abeba
Sprache Amharisch, Tigrinya, Oromigna, Somali
und Arabisch. Über 70 weitere regionale Sprachen.
Englisch ist erste an Schulen unterrichtete Fremdsprache.
Religion Christen: äthiopisch-orthodox 43%, evangelisch 19%,
katholisch 1%, Muslime: 34%
Animisten und andere: 3%

Quellen 2015: The World Factbook, Auswärtiges Amt

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